In Hinblick auf die geflüchteten Frauen* mit ihren Lebensgeschichten und Realitäten,
mit Respekt auf „sich ein Platz in der Gesellschaft finden“ und akzeptiert zu werden und
auf die Solidarität und Zusammenhalt gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen, möchte
ich ein Literarisches Zeichen setzen:
Ich bin,
ich bin das was du siehst,
das was der Stadt aus mir gemacht hat,
das was die Gesellschaft auch will.
Ich habe mich angepasst und hier bin ich,
in Trauer meiner Vergangenheit,
im Verlust nach mir
und meines Gleichen.
Ich bin gegangen, zu Fuß,
denn ich musste fliehen,
in meinem Land gibt es Krieg.
Durch Wasser bin ich auch gegangen,
denn es liegen Meeren dazwischen.
Ja, zwischen uns liegt viel
was ich dir sagen könnte,
aber das Weglaufen kennst du nicht,
die Notwendigkeit die Not zu verlassen,
weil es mir weh tut
und ich Angst davor habe
noch mehr verletzt zu werden,
das kennst du nicht.
Und ich wünsche es dir auch nicht!
Ich habe so viel erlebt,
dass das Vieles mich nicht mehr umhaut.
Ich bin zur Wand geworden
und wollte unauffällig blieben,
bis du vor mir standst
und mich beworfen hast.
Mit welchem Recht?
Was habe ich dir angetan?
Im Enddefekt, du kannst mich mal!
Zieh` Leine, denn so Feksenfest ich bin,
so leicht erreiche ich dich dahin
und unterschätze mich nie wieder,
denn das was ich geworden bin,
ist wegen dir und deine unachtsame Art zu sein,
Menschen anderer Kulturen
nicht leicht zu akzeptieren,
sie nicht willkommen heißen.
Du ungerechtes Schicksal meiner Wahl,
wohin hast mich gebracht?
Welch` Metropole hast du für mich gewählt?
Du hast nicht mal gefragt …
Seit dann bin ich ein Zwischendurch geworden
und jetzt, wo ich mein Kind bekomme
in deine Welt voller Gewalt,
ich frage mich:
wozu das Ganze?
Wird meine Tochter sicher sein
im Land wo ich verurteilt werde?
Welche Geschichte könnte ich
ihr vor dem Schlafen dann erzählen,
wenn ich betrübt, verletzt
und angeschlagen bin?
Mein Fleck unter dem Auge
wird größer ohnehin.
Ich atme ein,
ich atme aus -
so will ich nicht!
Sie soll die Wahrheit wissen,
sie soll mich ansehen können,
so wie ich bin.
Jetzt sind wir zwei und fliehen,
vor dem was Recht im Sache Sorge ist.
Wir suchen dringend
die Unabhängigkeit der Mächte
und wollen ungestört
marschieren -
Infinit.