Cristina Messnik  

                                                                                         

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Mit Tagen noch und kurz vor seinem Tod, mein Vater wurde aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht. Meine Mutter und ihr Schwester pflegten ihn zu vor,abwechselnd. Diese Zeiten, der Jahr 1989, turbulenten Zeiten eines Regimes, dass längst hätte fallen sollen, diese grausamen Zeiten raubten mein Vater, zu jung noch um zu gehen. Ich besuchte ihn im Krankenhaus und selten sah ich jemand in weißen Kittel, als wäre alles leer. Eine ungewohnte leere Welt nahm ihm gefangen und diese große Leere wollte auch mich verschlingen. Zu ihm zu gelangen, musste ich zunächst durch eine weiße, ebenso große Tür gehen, die ich nur mit Mühe öffnen konnte. Sie zeigte einen finsteren Raum voller Betten, die von Menschen belegt waren und in dem mein sterbender Vater, von einem aufgeknöpften Hemd bedeckt war, das über seinem kranken Körper hing zerknittert. Manchmal erkannte er mich nicht. Er stöhnte und starrte an die Decke und das machte mir Angst. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mit ihm sprach:

           - Schau tată, Cristina ist da.

Und dann passierte etwas mit ihm, was mir noch mehr Angst jagte. Der Versuch, sich im Bett zu drehen, sein Blick zu zeigen, misslingt ihm so, dass er immer lauter zu stöhnen begann, als würde ihm jemand Schmerzen zufügen und letzendlich ihm Tränen aus den Augenwinkeln liefen. Eine nach der andere, Träne für Träne strömten über sein Kissen und ich verstand nicht, weshalb.

           - Tut es dir weh, tata? fragte ich. 

Und fest drückte er mein Hand in seinem, ich wusste nicht der Schmerz nachgehen oder mit ihm zu weinen und Mama schimpfte mit uns beiden.

Es schmerzt, diese Geschichte zu erzählen. Ich atme tief durch und gehe zurück in das verdunkelte Krankenhauszimmer mit den hohen, riesigen, weißen Wänden, mit schiff hängenden Vorhängen an Fenstern umrahmten von einem weiß gestrichenen Holz, die nicht mehr weiß aussah. April war und die Kälte noch schmuggelte sich unter den Fenstern hindurch. Neben dem Bett meines Vaters lag ein Bekannter. Jetzt weiß ich nicht mehr, ist er vor meinem Vater nach Hause gegangen?

Letztendlich gaben sie ihn frei. Tata erkannte niemanden mehr. Er war hin und her gerissen zwischen dem irdischen Leben und die danach. Noch war es unentschieden. 

Unser Haus, mit viele Menschen, die ein und ausgingen, und mit Papa im Bett im Wohnzimmer war zu einem Ort des Schmerzes geworden. Wir standen alle um den Bett herum und sie befeuchten seine Lippen ständig. Er atmete schwer. Die Kerze wurde angezündet. Der Priester kam und las ihm vor und scherzte noch mit ihm:

           - Vasile, wie konntest du nur denn so enden? Erinnerst dich, als ich dich auf der Straße fand und ... ich weiß nicht was und weiß nicht wie ...

Und ging der Pfarrer dann. Wir blieben starrend. Mein Vater konnte noch nicht gehen, wurde gesagt, er würde auf seine Trauzeugin warten. Am nächsten Tag sie kam. Sie sprach mit ihm auf eine ruhige Art. Danach schickte man mich zu Schule, mich, die nicht wollte. Ich musste das Haus verlassen, mein Vater sterbend ebenso. Sie versprachen jedoch, mich umgehend zu informieren wenn etwas gäbe. Nicht lange darauf, die Schulsekretärin steckte ihren Kopf durch die der Tür und rief meine Lehrerin nach draußen. Man sagte mir ich solle besser nach hause gehen. 

Ich weiß es nicht wie zu beschreiben ist, was ich in dem Moment so fühlte. Ich weiß nur, dass der Weg mir sehr lang vorkam, obwohl wir in der Nähe der Schule wohnten. Ich wollte nur so schnell wie möglich nach Hause und es gelangt mir nicht. Ich kam an dem Garten vorbei, in dem ich zum ersten Mal ein Igel sah, und ich war froh nach Hause  zu laufen tata zu erzählen und am Nachbargarten ging ich auch vorvei und versuchte genau zu beobachten wer am Fenster stand, denn sie hatten ein kleines Häuschen am Fenster stehen, in dem zwei Figuren lebten: ein Mann und eine Frau. Je nachdem, wer an diesem Tag hinausging konten wir das Wetter wissen. Wenn “er” zu sehen war, blieb das Wetter schön und stabil, und wenn “sie” herauskam, blieb es kalt. In dem Tag war “sie” zu sehen. 

Als ich im Haus eintrat, kamen Leute auf mich zu. Mein Vater stöhnte nicht mehr, wie er tat, als ich ihn verlassen musste. Die Kerze brannte auf seiner Brust und ich begann zu weinen.
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