Cristina Messnik  

                                                                                         

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Es war ein Sommertag, mit Sicherheit, denn es war warm und ich erinnere mich, den ganzen Nachmittag draußen gespielt zu haben. Ich hatte nicht viel an, höchstens ein Leiberl und kurze Hosen. Das Laufen brachte mich zum Schwitzen und trotzdem hörte ich nicht auf mit den anderen 1,2,3 zu spielen. Fangen war es, in Rumänien 1988. Der salzige Geschmack von Schweiß auf meiner Stirn, im schnellen Durchgang beim Abwischen mit bloßer Hand, machte mir nichts aus. Die strahlend gelbe Sonne mit seinem Licht so stark spiegelte mir den Weg, sodass ich für kurze Momente Flimmern in der Luft gesehen habe. Ich liebte es draußen mit den anderen Kindern zu spielen. So konnte ich in den Sommerferien den ganzen Tag spielen, um ja nicht ins Haus gehen zu müssen, denn Mama hatte immer Aufgaben für mich, tu dieses und jenes und das mochte ich nicht gern. Und wenn ich doch drinnen helfen musste, begann ich auf der Stelle zu träumen und beamte mich weg. 

Aber an dem so schönen Tag, war das nicht der Fall. Ich durfte draußen sein, Mama war in der Arbeit und tata passte auf mich auf. Ich sehe ihn auch heute noch vor meinen Augen. Er saß auf einem Taburett, beim Eingang unseres Blockgebäudes, wo wir im Erdgeschoß wohnten, und sah mir beim Spielen zu und scherzte nebenbei mit ein Nachbarn. 

           - Cristinica, bringst du mir bitte meine Zuckerln von der Küche? 

           - Aber ich spiele jetzt tata, kann ich es später?

           - Nein, komm schon, mach es jetzt. 

Und so löste ich mich von dem Spielen und brachte tata die Tabletten und Zigaretten, die er wollte. Dies waren seine Zuckerln. So ein schönes Bild es war, so traurig war das Ganze ein wenig später. Denn tata ist im Alter von 49 Jahren gestorben, ich war gerade mal 9 und die Zuckerln, die ich ihm brachte, waren Morphin um seine Schmerzen zu lindern. Über die Zigaretten sage ich nichts mehr. Wie Ricardo Piglia einmal sagte: „Un cuento siempre cuenta dos historias“, eine Geschichte erzählt immer zwei Geschichten, so war es bei uns auch: einerseits das unschuldige 9-jährige Mädchen, das nur Spielen im Kopf hatte und auf der anderen Seite die Schmerzen und das Leid meines Vaters. Die Krankheit machte ihn so schwach und griff seinen Bewegungsapparat an, sodass er nur schwer gehen konnte. Darum das Taburett und das Sitzen im Treppenhaus. 

Ich frage mich, wo ist die Bedeutsamkeit dieser Erinnerung? Wenn ich damals gewusst hätte, dass tata so krank war, um zu sterben, hätte ich bestimmt nicht mit den anderen gespielt und hätte ihm auch nicht die Zigaretten, die die Lungen attackiert haben, gebracht. So gebe ich mich jetzt nicht zufrieden, ich war zu jung und das Ganze zu groß für mich war, um es zu begreifen, zu schätzen und es festzuhalten.
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